EINE RBB/ARTE KUNST & KULTUR DOKU
Schräg gegenüber vom Berliner Stadtschloss, direkt am Prachtboulevard „Unter den Linden“, wurde 1695 mit viel Aufwand ein pompöses, barockes Gebäude errichtet: Das Zeughaus. Es diente ausschließlich zur Unterbringung des kaiserlichen Waffenarsenals und dass dieses beachtlich war, sollte niemand übersehen. Mit seinem Zierrat erschien der Bau vielen damaligen Kritikern als zu verspielt und somit seinem militärischen Zweck nicht angemessen. Die Jahrhunderte und mit ihnen Herrscher, Besatzer und Staatsformen gingen dahin, es wurde geplündert, gemetzelt und gebombt. Der Prachtboulevard verlor sein Gesicht, das Stadtschloss samt seiner feudalen Geschichte wurde kurzerhand weggesprengt. Nach der deutschen Wiedervereinigung beauftragte Helmut Kohl den renommierten Architekten Ieoh Ming Pei damit, das Zeughaus um einen Anbau zu erweitern. Zwischen dem dreieckigen Baukörper des neuen, für Wechselausstellungen konzipierten Ausstellungsgebäudes, und dem Zeughaus vermittelt ein hohes Glasfoyer, aus dessen geschwungener Fassade sich ein gläserner Treppenturm entwickelt. In der Dunkelheit ist er ein leuchtender Anziehungspunkt, tagsüber spiegelt die großzügige Glaswand die historischen Fassaden der umliegenden Bauten wider. Die von Pei entworfene gläserne Fassade wirft Licht und Schatten auf vergessene Seiten des alten Zeughauses. Gleichzeitig spiegelt sich darin in barocker Pracht das stumme Zeugnis von Preußens Ruhm und Niedergang. Ieoh Ming Pei zählt zu den größten Architekten der Gegenwart. Als „Meister des Lichts“ und „Magier des Raumes“ bezeichnet man den chinesisch-amerikanischen Architekten gerne. Mit seinen eindrucksvollen Entwürfen hat er die Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts revolutioniert. Auf drei Kontinenten – Amerika, Asien und Europa – sind seine Bauten zu finden. Als Schüler von Walter Gropius und Marcel Breuer orientiert er sich in seinen Entwürfen an der strengen Sachlichkeit des Bauhauses. Die Bauhaus-Prinzipien hat er jedoch in eine eigene architektonische Formensprache überführt. Er gilt damit als Vollender der klassischen Moderne. Vor allem seine Museumsbauten machten ihn weltberühmt. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass Ieoh Ming Pei in ihnen mit ausgeprägtem Feingefühl historische Bausubstanz mit zeitgenössischer Gestaltung verbindet. Beispiele hierfür sind sein legendärer „East Wing“ der National Gallery in Washington sowie die beeindruckende Pyramide als Neuerschließung des Louvre-Komplexes in Paris. Die Ausstellungshalle für das Deutsche Historische Museum ist sein erstes Werk in Deutschland. Zumindest in Europa steht jede traditionsreiche Metropole immer wieder vor der Aufgabe, sich ein neues Erscheinungsbild zu geben, ohne die eigene Geschichte zu verleugnen. Erst die seit fast einem Jahrhundert anhaltende Postmoderne, das Prinzip des „anything-goes“, scheint das Problem gelöst zu haben: Historischer Architektur wird mittels zeitgenössischer An- und Umbauten neues Leben eingehaucht. Die ARTE-Reihe widmet sich diesem Phänomen und veranschaulicht es heute am Beispiel der gelungenen Symbiose von Zeughaus und Pei-Bau.
DREHARBEITEN ZU I.M.PEI UND DAS KÖNIGLICHE ZEUGHAUS
2008 | 27 min | HD | Motion Control Kamera | XD Cam HD | 16:9
BUCH & REGIE JEREMY JP FEKETE
PRODUKTION CINE PLUS | THE MEDIA GROUP
ERSTAUSSTRAHLUNG: 07. Januar 2006, auf ARTE/ Arte Kunst & Kultur
NOMINEES & AWARDS
F E S T I V A L NOMINATION, MILANO DOC FESTIVAL, IT, 2006
Concorso Internazionale, Categoria: Architettura
E X H I B I T I O N / COMPETITION, Guggenheim Museum – Bilbao, SP, 2007
Concorso: Architekturfilm-Ausstellung